Ich bin da

laterneEin Mann erfuhr, dass Gott zu ihm kommen wollte. „Zu mir?“, schrie er, „in mein Haus?“ Er rannte durch alle Zimmer, er lief die Stiegen auf und ab, er kletterte zum Dachboden hinauf, er stieg in den Keller hinunter. Er sah sein Haus mit anderen Augen. „Unmöglich!“, schrei er. „In diesem Sauhaufen kann man keinen Besuch empfangen. Alles verdreckt. Alles voller Gerümpel. Kein Platz zum Ausruhen. Keine Luft zum Atmen. „ Er riss Fenster und Türen auf. „Brüder“ Freunde!“, rief er. „Helft mir aufräumen – irgendeiner! Aber schnell!“ Er begann, sein Haus zu kehren. Durch dicke Staubwolken sah er, dass ihm einer zur Hilfe gekommen war.

Sie schleppten das Gerümpel vors Haus, schlugen es klein und verbrannten es. Sie schrubbten Stiegen und Böden. Sie brauchten viele Kübel Wasser, um die Fenster zu putzen. Und immer noch klebte der Dreck an allen Ecken und Enden. „Das schaffen wir!“, sagte der andere. Sie plagten sich den ganzen Tag. Als es Abend geworden war, gingen sie in die Küche und deckten den Tisch. „So“, sagte der Mann, „jetzt kann er kommen, mein Besuch! Jetzt kann Gott kommen. Wo er nur bleibt?“ Aber ich bin ja da!“, sagte der andere und setzte sich an den Tisch. „Komm und iss mit mir.“ (Kurzgeschichte von Lene Mayer-Skumanz in „Die Mitarbeiterin“ 6/2016, Werkheft der kfd)

Ging es Ihnen auch so, dass Sie spätestens in der Mitte der Geschichte dachten „Ach ja, ich weiß jetzt, wie die Geschichte endet, und was sie sagen will: Im fremden Freund ist der unerkannte Gott schon da.“?

Solche advent-weihnachtlichen Geschichten müssen wir offenbar noch oft hören, um die Botschaft, die in ihnen steckt, konkret in unser Leben übertragen zu lernen.
Sie bringt in bestechend einfacher und treffender Weise die zwei zentralen Weihnachtsthemen auf den Punkt: Gott ist mit uns, UND: Er befreit, rettet, löst. Wir müssen und können uns nicht selbst und allein mit dem Schopf aus dem Dreck ziehen. Gott ist sich nicht zu schade für unser Chaos, egal welche Namen es auch hat: Enttäuschungen, Antipathien, in der Zerstreuung kein Blick mehr fürs Wesentliche, Neid … .
Der Blick in die Krippe will uns anschaulich zeigen, dass es wirklich wahr ist, dass Gott in diese Welt gekommen ist. Er ist der Immanuel, der Gott mit uns – Gott mit mir. Der unermessliche Gott tritt in unser so gewöhnliches Leben. Seine göttliche Gegenwart bringt  Licht in unser menschliches Leben. Sie ist immer freies Geschenk – Heute, Hier und Jetzt. Gott kommt in unscheinbarer Art und Weise, still und unauffällig. Gott kommt in die Welt, um „Gott mit uns“ zu sein. Gott ist mit uns. Wir sind eingeladen aus dem Glauben zu leben, dass Gott schon in die Welt gekommen ist und dass ich durch Ihn schon gerettet bin.

Michaela Bremer

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